Nach Schönheitskur in Paderborn
Großformatiges Kirchenfenster erstrahlt in Rehna in neuem Glanz
Jahrzehntelang
war das Ostfenster nicht saniert worden. An manchen Stellen wies es gar
Einschusslöcher von Luftdruckgewehren auf. Jede Menge Arbeit wartete
also auf die Glasprofis aus Paderborn.
Quedlinburg an der Bode
und Rehna an der Radegast haben nicht unbedingt eine direkte Verbindung.
Und doch gibt es etwas, was mit beiden Orten etwas zu tun hat und im
neuen Glanz am Rehnaer Kloster erstrahlt.
Die Rede ist vom etwa neun
Meter hohen und fünfbahnigen Ostfenster der Klosterkirche. In den 1920er
Jahren hatte die Quedlinburger Glasmalerei Ferdinand Müller die Gläser
dafür hergestellt und offenbar auch eingesetzt. Nun wurde das Fenster
aufwendig von Fachleuten in Paderborn einer Art Schönheitskur
unterzogen.
Jahrzehntelang war das Ostfenster zuvor nicht saniert
worden. An manchen Stellen wies es gar Einschusslöcher von
Luftdruckgewehren auf. Jede Menge Arbeit wartete also auf die Glasprofis
aus Paderborn. Mit Liebe zum Detail verwandelten sie das Ostfenster
zurück in alte Schönheit.
Die Fachleute der Glasmalerei Peters
reparierten nicht nur kaputtes Glas, sondern auch die historische
Bleiverglasung. Dabei versuchten sie, so viel wie möglich von dem alten
Bestand zu erhalten. „Es war schön zu erleben, mit welcher Begeisterung
die Mitarbeiter der Glaserei ihren Beruf ausüben“, sagt der Rehnaer
Pastor Andreas Ortlieb.
Vor etwa 100 Jahren war das Glas in dem
Ostfenster der Rehnaer Klosterkirche eingesetzt worden. „Es war damals
von dem Strohkirchener Domänenpächter Steinhagen und seiner Ehefrau
gestiftet worden“, erklärt Andreas Ortlieb. Das Motiv symbolisiere das
himmlische Jerusalem.
Etwa 70.000 Euro hatte die Aufarbeitung des
etwa neun Meter hohen Ostfensters gekostet. Möglich wurde dies auch
durch die finanzielle Unterstützung der Reemtsma-Stiftung, die unter
anderem kulturelle und soziale Projekte im Norden Deutschlands fördert.
Um das prachtvolle Fenster langfristig vor Beschädigungen zu schützen,
wurde von außen ein spezielles Gitter angebracht.
Die Glasprofis aus
Paderborn machten sich darüber hinaus an der Sakristei der Klosterkirche
an die Arbeit. Auch dort erstrahlen Fenster wieder im neuen Glanz.
Zudem arbeitete die Tischlerei Eigenstetter die Tür zur Sakristei auf.
Für den passenden Farbanstrich in Anthrazit sorgte wiederum der Rehnaer
Malermeister Eckhard Schiewe.
Bislang sind in den Erhalt der Rehnaer
Klosterkirche etwa eine Million Euro geflossen, auch dank der
Unterstützung der Zeit-Stiftung sowie der Reemtsma-Stiftung und eines
Zuschusses aus dem Strategie-Fonds des Landes. Dadurch konnte unter
anderem das Dachtragwerk über dem Chorraum saniert und das Dach neu
eingedeckt werden. Anschließend erfolgte die Sanierung des Chorraums
inklusive einer Gewölbe-Stabilisierung.
In einem weiteren
Bauabschnitt wird voraussichtlich auch der Kirchturm, der im 15.
Jahrhundert erhöht und somit vergrößert wurde, ein Fall für die
Handwerker. Teile des Mauerwerkes sowie das Dachtragwerk könnten dann
saniert werden. Einen konkreten Termin für den Baustart gibt es noch
nicht.
Die Kirche des Klosterkomplexes zählt nach Angaben der
Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu den frühesten Zeugnissen der
regionalen Backsteinarchitektur. Herausragend sei die mittelalterliche
Wandmalerei, die in den 1960er Jahren freigelegt wurde und figürliche
Darstellungen sowie vegetabilen Schmuck zeigt. Sie entstanden zu
unterschiedlichen mittelalterlichen Phasen, um 1330 und in der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts, so die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.
SVZ Redakteur Michael Schmidt
erschienen am Freitag, 19. August 2022
Malermeister Eckard SchieweWir bedanken uns sehr herzlich bei all denjenigen, die mit ihrer Spende die Sanierung des Ostfensters möglich gemacht haben. Ein herzliches Dankeschön geht an die Hermann Reemtsma Stiftung, die uns für die Sanierung des Chores insgesamt 78 000 Euro zur Verfügung gestellt hat (50 000 Euro für die Sanierung des Chorgewölbes und 28 000 Euro für die Sanierung des Ostfensters). Ein großes Dankeschön geht auch an die Nachfahren des damaligen Stifters des Ostfensters, Ehepaar Steinhagen. Die Nachfahren haben für das Ostfenster gesammelt, um das Werk ihres Vorfahrens zu erhalten, und konnten eine Summe in Höhe von 1 480 Euro zur Verfügung stellen.
Ihr Pastor Andreas Ortlieb
Kommentare
Kommentar veröffentlichen