Bei
der Sanierung des Pfarrhauses tauchte unter anderem die Frage auf, wie
man es erreichen könnte, dass die Decke des künftigen Gemeinderaumes
nicht erdrückend wirkt. Schließlich sollte ein Raum von gut 80 qm
entstehen, die ehemalige Raumhöhe musste jedoch beibehalten werden.
Zunächst kam die Idee auf die Stahlträger in der Mitte der Decke
sichtbar zu lassen um durch die dreidimensionale Ansicht eine gewisse
Weite zu erzeugen. Schließlich entschied man sich, die Stahlträger mit
Gipskarton zu verkleiden und in die Gefache ein Kassettengemälde zu
malen. Die Idee einen Himmel darzustellen lag nahe und glücklicher Weise
fand sich bald ein Kunstmaler, der sich der Sache annehmen wollte. Aber
nicht nur einen Himmel wollte er gestalten, sondern auch einen Phönix.
Der Maler ist der aus Holland stammende Jor Mulder. Er wohnt in
Botelsdorf und hat in Berlin Kunst studiert. Das Deckengemälde im
Gemeinderaum der evangelischen Kirchgemeinde Rehna stellte er im Oktober
2010 her.
Unser
Leben ist wie der Himmel in Mecklenburg, recht selten mal rein blau, in
der Regel doch mit allerlei Wolken verhangen. Mal treffen uns die
Strahlen der Sonne, oft aber auch Stunden, Tage, gar Wochen nicht oder
kaum. Solch einen Himmel zeigt uns das Deckengemälde des Gemeinderaumes
in Rehna.
Aber dieser Himmel hat keine Sonne. Oder doch?
Ein
Konfirmand sagte letzte Woche beim ersten Konfirmandenunterricht in
diesem Raum - o, ein Phönix! Als wir ihn fragten, wie er denn solch
einen Vogel erkennt, den es doch so gar nicht gibt, verwies er auf die
Harry-Potter-Filme. Tatsächlich macht sich der Feuervogel in heutiger
Zeit in etlichen Fantasy-Filmen und Computerspielen breit. Die magische
Fähigkeit des mythischen Vogels zu verbrennen um nach kurzer Zeit neu
aus seiner Asche aufzuerstehen passt gut auch in die heutige Welt der
Fantasie, entstammt er doch den Urmythen der Menschheit. Zumindest ist
er im alten Ägypten, im Hellenismus, in Persien, in Indien und in China
bekannt; dort sind sogar Tempel nach ihm benannt. „Wie der Phönix aus
der Asche“ - ein geflügeltes Wort. Es passt auch zum Pfarrhaus, welches
nach zweijähriger Bauzeit nun wieder in neuem Glanze erstrahlt. Viele
Firmen und Produkte sind nach dem Phönix benannt, so der Fernsehsender
Phönix-TV, ein großes Bonner Reiseunternehmen und ein internationaler
Electronic-Baustein-Konzern. Verständlich, welche Firma hat nicht den
Wunsch uralt zu werden, der Phönix lebt mehrere Jahrhunderte lang; alles
möge so weitergehen wie gehabt, gute Auftragslagen, die guten Umsätze, -
und, wenn man doch mal am Boden liegt, dann die Gewissheit, dass man es
der Konkurrenz schon zeigen wird, dass man nach kurzer Zeit wieder oben
auf ist.
Was
Wunder, dass der Phönix in der alten Christenheit ein Symbol für den
Auferstandenen wurde. So mache alte Darstellung zeugt davon. Irgendwann
geriet dieses Bild in Vergessenheit. Wir freuen uns, dass die Idee
aufkam, ihn in unserem Gemeinderaum wieder aufleben zu lassen. Und wir
freuen uns über die Umsetzung, über das Ergebnis. I
Auf
alten Darstellungen ähnelt der Phönix zumeist einem Adler. Das wäre uns
zu grob. Auch unsere Darstellung lässt einen Raubvogel erkennen,
Zeichen für Stärke. Jedoch hat er nichts Gefährliches an sich, wie er da
so schwebt. Er wird sich nicht auf mich herabstürzen. Als
segnend kann man seine Haltung beschreiben. Er hat Krallen, ja, und
einen kräftigen Schnabel, aber er hat nicht den gefährlichen
späherischen Blick eines Raubvogels. In ihm verbinden sich Stärke und
Gnade. Er kann beschützen. Er ist die Sonne dieses
wolkenverhangenen Himmels unseres Lebens. Er erstrahlt in diesem Gemälde
in der Farbe der Sonne und des Feuers, der liturgischen Farbe des
Heiligen Geistes zu Pfingsten, auch zum Reformationstag. Wo Christus
ist, da ist Bewegung, da ist Veränderung. Wo der Geist Gottes weht, da
lichten sich die grauen Wolken des Lebens, da wird der Himmel blau. Rot
ist auch die Farbe der Liebe. Liebe, die sich opfert, die sich für
andere verbrennt, auch violett ist zu erkennen, die liturgische Farbe
des Leids, aber auch Gold ist zu erkennen - an der Oberseite des Körpers
und in der Krone, Gold, die Farbe der königlichen Herrschaft.
Auf
fast allen antiken und frühchristlichen Darstellungen ist der Phönix
sitzend im Nest abgebildet, unter ihm das Feuer. Auf diesem, unserem
Gemälde ist er unterwegs, den Flammen entronnen, auferstanden, schützend
und segnend am Himmel, in Gestalt eines Kreuzes.
Und:
wo wir ihn wahrnehmen, da bleibt die Welt nicht so wie sie ist. Auch
dies sehe ich in der Gestaltung des Künstlers. Der Raum ist nicht
einfach weiß gestrichen, die Farben des Himmels und die Farben der Erde
(des Fußbodens) gehen ineinander über; so bekommt der Himmel Anteil an
der Erde und die Erde Anteil am Himmel.
So
wünschen wir uns - falls das Wünschen noch hilft - aber der Phönix
stammt ja auch aus der Zeit, als das Wünschen noch half - wir wünschen
uns, dass Menschen, die diesen Gemeinderaum betreten, ihn gesegnet
verlassen, dass der Himmel sich eine Zeit lang über ihnen öffnet.
Diakon Matthias Krause Pastor Andreas Ortlieb
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